Im Herbst 2023 war ich 4 Wochen in 4 Ländern unterwegs. Dort genoss ich die abwechslungsreiche Natur, die Wärme des Landstriches und der Einwohner. Entdeckte die Reize der Kultur und Pflanzenwelt. Mit Unmengen von Eindrücken, die ich meist mit meiner Kamera festhielt, kehrte ich zurück. Da nicht alles auf einer Leinwand umgesetzt werden konnte, entschloss ich mich zum ersten Mal auch einige meiner Fotografien auszustellen. So entstand ein sehenswerter Mix aus Malerei und digitaler Kunst auf  Leinwand. Einen virtuellen Galerie-Rundgang finden Sie hier.  Der folgende Einblick zeigt einige meiner gemalten Werke.

Rede zur Vernissage am 5. Mai 2024 zur Ausstellung „SüdOstAsien“ - 20 Jahre Atelier/Galerie

Herzlich Willkommen!

Ich begrüße Sie/Euch zur diesjährigen Ausstellungseröffnung in der hiesigen Galerie Nagel. Danke, dass hier hier seid!

Diese Ausstellung ist etwas Besonderes und das in zweierlei Hinsicht. Abgesehen davon, dass ich zum 8 Male die Laudatio halte, das 10er-Ziel hat mir Corona vermiest. Nein.

Ein Grund ist, dass Jens Nagel vor nunmehr 20 Jahren seine ersten Arbeiten als freischaffender Künstler der Öffentlichkeit präsentierte. Damals noch im Gartenbereich rund um die Laube, aber auch schon im Rahmen der Offenen Ateliers, am 1. Mai-Wochenende 2004.

Als Auftragsmaler hat Jens Nagel vor 20 Jahren den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Es folgte ein arbeitsreicher, oft kräftezehrender, nicht immer einfacher aber sehr erfüllender Weg, der hier und heute nun die 20-Jahre-Markierung erhält. Einige von Euch/Ihnen sind nicht zum ersten Mal hier und einige haben es sogar geschafft jedes Jahr aufś neue herzukommen. Sind also auch schon 20 Jahre mit uns verbunden. - 20 Jahre - Verrückt, oder? Aber verrückt, musste Jens Nagel damals eh gewesen sein, dachten zumindest einige Bewohner von Retzow, wie in einem der ersten Einträge im digitalen Gästebuch auf unserer damaligen Homepage zu lesen war. Andererseits hatten sie sogar Recht. Wer hier, in so einem kleinen Dorf am Ende der Welt, sich als Künstler seinen Lebensunterhalt verdienen will, muss schon etwas anders ticken und dann fängt der auch noch an Bäume zu pflanzen!

Aber wir bleiben bei der Kunst und da sind wir auch schon beim 2. Grund, warum diese Ausstellung besonders ist. Wer nicht zum 1. Mal hier ist, weiß, dass Jens Nagel malt. Das hat er auch in diesem Winter wieder getan, jedoch nicht nur. Jens Nagel fotografiert auch leidenschaftlich. Sein Motto: Jedes nicht gemachte Foto, ist eines zu viel. - Mit den Fotos werden die Grundlagen der späteren Motive gelegt, die Reisen ins Gedächtnis zurückgeholt, Fotobücher gestaltet, Erinnerungen geweckt. Tausende sind während der 4-wöchigen Studienreise im letzten Herbst entstanden. Und da lag es nah, auch mal einige der Fotos zu präsentieren. So entstand eine Kombination zwischen Malerei und Fotografie, zwischen Vision und Wirklichkeit. Und dies unter dem Titel "SüdOstAsien". 4 Länder in 4 Wochen - an nun - 4 Wänden.

In alter Manier hat Jens Nagel seine Eindrücke in unterschiedlichen Techniken auf die Leinwand gebracht. Sein Lieblingsmalmittel Öl, setzte er wiederholt facettenreich, mal kräftig, mal sanft, mal intensiv, mal durchscheinend, ein. Er versucht erneut, den Betrachter mit auf seine Reise zu nehmen. Ihm Einblicke in seine Erlebnisse zu geben, seine Empfindungen zu fühlen oder wenigstens zu erahnen. Manchmal setzt er dem Beobachter ein bestimmtes Motiv vor, manchmal lässt er ihn selbst entscheiden, was er sieht oder sehen will, abhängig oder frei vom Titel des Werkes.

Dazu haben sich in diesem Jahr nun Fotografien gesellt. Diese spiegeln die Realität des Augenblickes. Den Lichteinfluss, die Perspektive der Kamerahaltung, den Moment der Aufnahme. Hier geht es nicht um Gefühle oder Emotionen, hier geht es um die wahre Sichtweise.

Obwohl, eine Aufnahme sticht etwas heraus. Sicher bedingt durch die beeinträchtigten Lichtverhältnisse am Abend. Das Brautpaar vor dem Maria bay sands Hotel, > es ist unscharf. Aber gerade diese Unschärfe macht es so besonders, es wirkt leicht mystisch. Eine Besucherin meinte, dass es dadurch wie ein verschleierte Blick der Jungvermählten in die Zukunft wirkt. Welch tolle Interpretation.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie in relativ kurzer Zeit aus einer schlichten weißen Leinwand ein aussagekräftiges Gemälde entsteht und das in den vergangenen 20 Jahren über 900 mal. Ja richtig gehört. Über 900 Bilder. Wenn man die Zeichnungen dazu zählt kommt man locker auf 1.200 Arbeiten. Entweder als Kundenauftrag oder mit eigenen Motiven die ihm auf der Seele lagen. Wer hätte das gedacht. Jens Nagel, Maschinenbauer, Maurer, Automobilkaufmann und Autodidakt in der Malerei, zieht seinen Traum durch, macht seine Leidenschaft zum Beruf und lebt seine Berufung nun schon 2 Jahrzehnte aus.

Ist er ein Träumer? Mit Sicherheit, denn sonst könnte er nicht so malen. Ist er ein Traumtänzer? Nein! Dafür erdet ihn täglich der Garten und zeigt ihm wo er hingehört. Aber manchmal möchte auch er oder ich oder du oder sie, einfach mal der Realität entfliehen und frei von unliebsamen Zwängen oder Belastungen sein und da kam die Idee auf, den heutigen Jubiläumstag dafür zu nutzen. Wir müssen dazu noch nicht mal den Ort wechseln, nein, wir haben die Unterstützung für dieses Vorhaben einfach hergeholt. Gleich mehr darüber.

Vorher möchte ich noch auf Clemens Nagel hinweisen, den Sohn des Hauses. Er ist mittlerweile aus der Galerie nicht mehr wegzudenken. Mit 12 Jahren hat er erstmals eigene Fotografien ausgestellt. Das ist nun auch bereits 15 Jahre her. Inzwischen hat er im oberen Bereich eine feste Wand zur Präsentation und hängt dort die Ergebnisse seiner Sichtweise auf die Welt aus.

Natürlich gibt es noch so viel mehr zu erzählen, über Werdegänge, besondere Ereignisse, Höhen und Tiefen - 20 Jahre sind halt eine lange Zeit, aber - das heben wir uns für später einmal auf. Jetzt lasst uns anstoßen auf die neue Ausstellung, damit sie gut ankommt, auf Jens Nagel, dass er weiterhin gesund und tatkräftig bleibt, auf uns, auf das Leben, auf das Lebens- und Liebenswerte um uns herum, welches oft zu kurz kommt und das zur Feier des Tages mit einer neuen Sektkration, dem „Eisvogel-Sekt“ - Prost.

Tja und nun geht es los. Lassen wir uns treiben, vergessen wir für kurze Zeit mal Stress und Leid und lassen uns verführen von den Traumtänzern aus Neubrandenburg. Einen Begrüßungs-Applaus für Julia und Florian, die uns jetzt mit toller Musik zum Träumen bringen wollen. Bitte schön, legt los und Danke, dass Ihr alle hier seid!